Seniorenheime in Bayern – Probleme in stationären Einrichtungen häufen sich

Unmotiviertes Pflegepersonal, ständige Zeitnot, keine Ansprache und Zuwendung für die Pflegebedürftigen. Dieses Bild haben viele von uns, wenn sie an Seniorenpflegeheime denken.

Glaubt man den Aussagen des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung), wird die stationäre Pflege in Bayern schlechter. Ottilie Randzio, leitende Ärztin für die Pflege beim MDK in Bayern, sieht eine zu hohe Arbeitsbelastung des Pflegepersonals und Qualitätsmängel in der Ausbildung  als mögliche Ursache. Außerdem trage die durch Personalmangel verursachte Arbeitsverdichtung dazu bei, dass zunehmend Mindestanforderungen  an die Pflege nicht mehr erfüllt werden können. So sind im vergangenen Jahr wegen mangelhafter Pflege in Altenheimen 450 Beschwerden beim MDK Bayern eingegangen. Von diesen Beschwerden wurden konkret 141 überprüft. Bei den überprüften Einrichtungen bestätigte sich in mehr als der Hälfte, dass Handlungsbedarf in den Einrichtungen besteht. Die Süddeutsche schreibt über die Zusände in Altenheimen:http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/altenbetreuung-uebergriffe-im-pflegeheim-1.3544751

Berufsethos und Realität am Arbeitsplatz

Kommentar: Obwohl in den letzten Jahren in der Pflege die Qualitätsentwicklungs- und Optimierungsprozesse nahezu perfektioniert wurden, um so die Rahmenbedingungen und Strukturen für die Pflegenden zu verbessern, scheinen diese Bemühungen nicht ausreichend zu greifen. Ein Mangel (z.B. fehlendes Pflegepersonal) lässt sich halt nur bis zu einem bestimmten Punkt (weg-) optimieren. Die politische Strategie, regelmäßig „Randgruppen“ wie Hartz VI Empfänger, Prostituierte oder jetzt Flüchtlinge für die Pflege zu gewinnen, scheint auch nicht aufzugehen. Viele Krankenpflege- oder Altenpflegeschulen haben als Antwort auf unbesetzte Ausbildungsplätze ihre Anforderungen an Bewerber heruntergesetzt. Dass aber zur  Bewältigung der emotionalen und körperlich anstrengenden Pflegearbeit gewisse persönliche Ressourcen unabdingbar sind, scheint in Zeiten von Mangel niemanden zu interessieren. Hinzu  kommt noch eine entscheidende Ressource für Pflegende, nämlich die Sinnhaftigkeit ihres Tuns. Sinnverlust äußert sich in Stress, Entmutigung und Hoffnungslosigkeit. Halten der Sinnverlust und seine Symptome über einen längeren Zeitraum an, ist es möglich, dass es zu Erschöpfung und Einbußen in der Leistungsfähigkeit kommt.

Das entscheidende Motiv bei der Berufswahl ist, gerade in Pflegeberufen, anderen Menschen zu helfen. In der beruflichen Praxis werden diese hohen Ansprüche oft enttäuscht und enden im schlechtesten Fall in einem Berufswechsel. Für die Pflege scheinen dies die Zahlen der Krankenversicherer über Fehlzeiten und Berufsgruppen zu bestätigen. Pflegekräfte führen seit Jahren durch hohe Fehlzeiten diese Statistiken an. Kein Wunder, dass schon 2009 laut einer Meinungsumfrage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBFK)  unter 3048 befragten Pflegekräften 33,1% die Berufsaufgabe oder den Wechsel in eine andere Tätigkeit anstrebten.

teilweise zitiert aus: Adriano Pierobon, Resilienzfördernde Personalführung in Pflegeunternehmen, https://www.amazon.de/Resilienzf%C3%B6rdernde-Personalf%C3%BChrung-Pflegeunternehmen-Eine-Handlungsanleitung/dp/366806363X/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1496849434&sr=8-2&keywords=Adriano+Pierobon

 

Nach oben scrollen