Im Alter werden viele vergesslich. Denn das Gehirn altert mit uns. Aus dem Grund ist das Gedächtnistraining im Alter besonders wichtig. Mit den Jahren häufigen sich immer mehr kleine Gedächtnislücken. Doch wer auch geistig aktiv bleibt und sein Gedächtnis trainiert, kann dem entgegensteuern. Wir verraten ihnen, warum und wie das Gedächtnis trainiert werden kann und dies vor allen für Menschen ab 50 Jahren besonders wichtig ist.
Vom Kurz- zum Langzeitspeicher: So funktioniert das Gedächtnis
Wer kennt das nicht? Da treffen Sie einen Bekannten in der Innenstadt, doch Sie können sich beim besten Willen nicht an seinen Namen erinnern? Solch eine Situation ist eine typische Gedächtnislücke. Diese könnte zwar auch in jungen Jahren auftreten, doch die Wahrscheinlichkeit im Alter ist höher. Denn unser Gehirn altert mit uns. Warum? Das liegt in der Struktur des Gedächtnisses, das in vier verschiedene Ebenen unterteilt wird:
Das sensorische Gedächtnis beinhaltet Informationen, die unbewusst wahrgenommen und automatisch gelöscht werden. Im Kurzzeitgedächtnis (primäres Gedächtnis) werden Informationen gespeichert, die nicht automatisch gelöscht werden.
Es hat Platz für sieben Einheiten für wenige Sekunden. Im Arbeitsgedächtnis (sekundäres Gedächtnis) werden Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis für das Langzeitgedächtnis vorbereitet, mit Gefühlen und anderen Informationen verknüpft. Die Informationen verweilen hier Minuten bis Monate lang.
Durch Übung und Wiederholung gelangen Informationen schließlich ins Langzeitgedächtnis (tertiäres Gedächtnis) und können hier unbegrenzt ein Leben lang gespeichert werden. Das Langzeitgedächtnis ist weiter unterteilt in das Prozeduralem Gedächtnis (unbewusst abgerufene Informationen wie beispielsweise die Fähigkeit des Fahrradfahrens) und deklarativen Gedächtnis (generalisierte Wissen und persönliche Erlebnisse).
Die Informationen, die also nicht im Langzeitgedächtnis landen, werden irgendwann vergessen. Und das ist wichtig. Denn ohne diese Filterfunktion wäre unser Gehirn schnell überfordert – schon im jungen Alter.
Die Rente für den Geist: Das Gedächtnis wird langsamer im Alter
Im Alter häuft sich nun die Suche nach dem Namen des Bekannten oder dem verlegten Schlüssel und die Telefonnummer, die Sie gestern noch wussten. Jedes neue Wissen wird im Gedächtnisspeicher abgelagert und oft dadurch unbewusst alte Informationen quasi überschrieben.
Doch oft ist es nicht die Gedächtnisleistung selbst, die nachlässt. Vor allem die sogenannte kristalline Intelligenz, die für wissensgebundene Aufgaben verantwortlich ist, bleibt auch bei gesunden, älteren Menschen meist erhalten.
Vielmehr werden im Alter Informationen langsamer verarbeitet und weiterverbreitet. Die Konzentrationsfähigkeit und die Leistungsfähigkeit nehmen mit den Jahren ebenfalls ab, ebenso wie die Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Das lässt die Gedächtnisleistung eines Seniors insgesamt gegenüber einen jungen Studenten alt aussehen.
Schon ab einem Alter von 45 Jahren lässt das menschliche Gedächtnis nach, wie eine Untersuchung von britischen Experten vom University College London aus dem Jahr 2012 belegen konnte. Darin wurden 7.000 Teilnehmer mehrfach auf Erinnerungsvermögen, logisches Denken, Wortschatz und sprachlichen Ausdruck getestet.
Bei den Männern und Frauen zwischen 45 und 49 Jahren ging die intellektuelle Leistungsfähigkeit um 3,6 Prozent zurück, in der männlichen Altersgruppe der 65-70-Jährigen hingegen bereits um 9,6 Prozent (Frauen 7,4 Prozent).
Ganzheitlich: Sport, Bewegung und Training für die grauen Zellen
Doch dem langsamer arbeitenden Gehirn ist niemand hilflos ausgesetzt. Denn mit Gedächtnistraining kann dieser Entwicklung entgegengewirkt werden. Gedächtnistraining beeinflusst vorrangig die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Vor allem der Altersgruppe 50plus wird zum Gedächtnistraining geraten, doch es kann nicht schaden, schon eher damit zu beginnen.
Mit kleinen Spielen und Rätseln können Sie das Gedächtnis bereits fit halten – sei es das Kreuzworträtsel oder Memory-Spiele für die Erinnerung. Lesen ist ebenfalls eine gute Methode, um Wissen zu erweitern. Wer über das gerade Gelesene spricht, verarbeitet die Informationen besser. Aber auch neue motorische Fähigkeiten helfen, das Gedächtnis zu stärken – ein neues handwerkliches Hobby kann dies beispielsweise sein.
Aber auch weitere Faktoren sind für das Gehirn wichtig – Gedächtnistraining geschieht optimal ganzheitlich! Dazu gehört Sport für Senioren, der die Leistungsfähigkeit auch im Kopf verbessert, wie Tests bewiesen haben. Wer sich nicht so stark für den Wettbewerb engagieren möchte, sollte zumindest auf viel Bewegung an der frischen Luft achten.
Denn das Gehirn braucht Sauerstoff für eine gute Leistungsfähigkeit. Soziale Kontakte verbessern die Hirnleistung ebenso – der regelmäßige Austausch mit Familie und Freunden fördert die Konzentrations- und Gehirnleistung.
Gedächtnistraining im Alter: Verschiedene Übungen für Senioren
Es gibt zahlreiche verschieden Methoden, um das Gedächtnis zu trainieren. Wer die besten Effekte erzielen möchte, sollte verschiedene Bereiche kombinieren – also unterschiedliche Arten von Aufgaben gelöst werden. Mixen Sie und fordern Sie Ihr Gehirn vielseitig.
Sudoku
Diese Rätsel haben sich längst zu den Lieblingen beim Gedächtnistraining gemausert. Die Zahlenrätsel trainieren das logische Denken. Sudokus gibt es sowohl online als auch in vielen Heften und Blöcken für unterwegs. Sie können überall ausgefüllt werden.
Wortsuche und -rätsel
Doch es muss sich nicht immer um komplizierte Aufgaben handeln, um das Gedächtnis zu trainieren. Denn gerade die Steigerung der Konzentration kann für eine gute Gedächtnisleistung verantwortlich sein. Diese kann mit Wortsuchspielen gefördert werden. Im Buchstabenwirrwarr sollen Wörter extrahiert werden. Auch Buchstabenzählungen und Co eignen sich hier besonders.
Training des Wortschatzes
Sie haben mal kein Rätselheft zur Hand? Dann ist es einfach, sich ein eigenes Rätsel zu basteln, das ihren Wortschatz trainiert und somit dem Gedächtnis ebenfalls auf die Sprünge hilft. Neben Sie sich einfach ein Wort und schreiben sie die Buchstaben untereinander.
Versuchen sie nun, aus den vorhandenen Buchstaben ein neues Wort zu bilden, das sie daneben schreiben können. Beispiel: Aus Rot kann Tor oder Ort werden.
Alltägliches Training im Alter
Gedächtnistraining gelingt auch einfach im Alltag. Versuchen Sie sich bewusst, neue Namen zu merken. Fragen Sie noch einmal nach, das doppelte Hören kann helfen. Verlassen Sie sich nicht auf ihren digitalen Telefonspeicher, sondern lernen Sie wichtige Telefonnummern immer wieder auswendig.
Auch der Verzicht auf den Taschenrechner ist ein gutes Instrument, denn Kopfrechnen im Restaurant oder im Supermarkt fördert ebenfalls den Geist.
Nicht zuletzt sind neue Reize für das Gehirn Teil des ganzheitlichen Gedächtnistrainings. Auch im Alter sollten Sie daher Ihren Horizont immer wieder erweitern, Neues ausprobieren, verschiedenen Beschäftigungen nachzugehen. Für eine neue Sprache ist niemand zu alt. Oder?