Das derzeitige Leben ist immer mehr von der Digitalisierung beherrscht. Diese Entwicklung macht auch vor dem Gesundheitssystem nicht halt. Unter dem Stichwort E-Health werden immer mehr Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen als Hilfsmittel eingesetzt.
Klingt zu abstrakt? Vereinfacht gesagt, verbergen sich dahinter Produkte, Akteure und Services, die irgendwie mit Gesundheit zusammenhängen: vom elektronischen Helfer am Handgelenk bis hin zur Online-Buchung des Arzttermins.
Die Entwicklung schreitet rasant voran. Welche E-Health Hilfsmittel schon jetzt eine deutliche Erleichterung im Alltag sein können, das stellen die folgenden Zeilen vor.
Hausnotrufsysteme: Für ein unabhängiges Leben in größerer Sicherheit
E-Health ist ein großer Begriff, der viele verschiedene Bereiche im Gesundheitswesen erfasst. Welche Chancen dies in der Pflege bietet haben wir in dem Artikel „Digitalisierung und E-Health in der Pflegebranche“ erläutert. Nun gehen wir einen Schritt weiter und wollen einige praktische E-Health Hilfsmittel vorstellen.
Senioren und ältere Menschen müssen ihr Leben aufgrund der anfälligen Gesundheit immer öfter einschränken. Wer allein lebt, läuft Gefahr, in lebensgefährlichen Situationen keine Hilfe zu bekommen. Doch viele Rentner können und wollen nicht in ein Heim oder ein betreutes Wohnen umziehen.
Hier helfen Hausnotrufsysteme, um mehr Sicherheit in die eigenen vier Wänden zu bringen.
Diese Systeme sind mit Notrufzentralen verbunden, die per Knopfdruck einfach kontaktiert werden können. In den meisten Fällen trägt der Besitzer einen Sender bei sich – ob als Armband, Kette oder Anhänger.
Gerät er in eine Notsituation, beispielsweise durch einen Sturz, drückt er den Knopf. Durch eine installierte Basisstation kann dann mit Rettern in der gesamten Wohnung gesprochen werden, die sofort Hilfe schicken.
Bei Hausnotrufsystemen gibt es unterschiedliche Typen. Manche funktionieren auch mobil und können mit dem Handy verbunden werden. Bei anderen gilt ein Passivprinzip: Die Zentrale fragt beispielsweise einmal täglich zu einer vereinbarten Uhrzeit nach, ob es dem Nutzer gut geht.
Stürze abschwächen: Der aufblasbare Hüftgürtel für den Fußgänger
Im Auto und für Motorradfahrer ist dies längst schon Alltag: Der Airbag schützt vor Verletzungen beim Unfall. Doch gibt es auch einen Airbag für Fußgänger? Ja, das gibt es tatsächlich. Der deutsche Hersteller Helite hat nun auch einen Schutz für die Hüfte entworfen. Vor allem Senioren, die Probleme mit dem Gleichgewichtssinn haben, sind fast permanent in Gefahr, hinzufallen. Nicht selten gehen dabei Hüfte oder Oberschenkel zu Bruch. Der aufblasbare Gürtel soll hier vor schweren Schäden bewahren.
In den Gürtel ist ein System integriert, dass sich innerhalb von Millisekunden mit einem Gas füllt und so Polster entstehen lässt. Das System wird automatisch mit dem Schließen des Gürtels aktiviert. Der Sturz wird mit Sensoren erfasst – beispielsweise mit den sogenannten Gyroskop-Sensor, der die Ausrichtung des Menschen bestimmt und mit einem Beschleunigungsmesser.
Das Produkt wiegt rund 1 Kilo und muss um die Hüfte getragen werden. Es ist seit dem März 2018 auf dem europäischen Markt erhältlich.
Smarte Wearables: Von der Schlafverbesserung bis zur Blutdruckmessung
Intelligente Armbänder und Uhren gibt es schon länger auf dem Markt. Die meisten Produkte unterstützen die Gesundheit vor allem durch eine Steigerung der Motivation zur Bewegung. Schrittzähler, Challenges und Co sollen Couch-Potatos zum Laufen, Gehen oder Wandern animieren. Bewegung hält fit! Auch das sogenannte Schlaftracking kann die Nachtruhe verbessern und so die Gesundheit fördern.
Besonderes Interesse der Branche gilt jedoch der Blutdruckmessung. Laut dem Berufsverband Deutscher Internisten e. V. (BDI) leiden rund 20 Millionen Deutsche unter einem zu hohen Blutdruck. Das Blutdruckmessgerät war für sie lange die beste Möglichkeit, ihre Werte zu ermitteln.
Doch seit Kurzem ist die Blutdruckmessung auch mit der Smartwatch möglich. Hersteller wie Samsung, Omron, Asus und Antimi haben bereits Produkte auf dem Markt, die das realisieren. Sensoren auf der Unterseite der intelligenten Uhren messen auch den Blutdruck.
Die Technik gilt als erster Ansatz, denn längst ist eine Smartwatch noch nicht vergleichbar mit dem klassischen Blutdruckmessgerät, das am Oberarm den Blutfluss unterbricht – das kann noch keine Smartwatch selbst leisten.
Aber auch bei der Messung der elektrischen Aktivität des Herzens (EKG) gibt es längst Vorstöße im Bereich von Wearables, die in Einzelfällen sogar schon Leben gerettet haben: Wie beispielsweise bei einem 74-jährigen Amerikaner, dessen intelligente Uhr ihn vor Vorhofflimmern warnte und ihn alarmiert ins Krankenhaus gehen ließ.
Übrigens: Bei der Anschaffung von Wearables hilft so manche Krankenkasse auch finanziell. Andere ermöglichen über Bonusprogramme bei der Nutzung Beitragsnachlässe.
E-Health fürs Abnehmen: Die mit der App verbundenen Waage
Auch herkömmliche Technik lässt sich im Bereich E-Health neu nutzen – indem sie beispielsweise mit Apps verbunden wird. So gibt es auch eine smarte Waage des Herstellers Withings auf dem Markt, die einerseits mit den neuesten Sensoren ausgestattet und andererseits mit einer App zur Auswertung und Analyse verbunden ist. Die mechanische Waage mit der guten alten Nagelanzeige ist schon längst out.
Die smarte Waage wurde gemeinsam mit Kardiologen entwickelt. Sie bietet dank hochwertiger Sensoren eine Analyse der Körperzusammensetzung und kardiovaskulären Herzgesundheit – die Messungen werden auf der Waage angezeigt. Doch zusätzlich finden sich in der Health Mate App die Entwicklung und ein Messdatenverlauf. Die Synchronisation wird über WLAN realisiert – schummeln ist mit dieser Waage nicht mehr möglich!
Fazit: E-Health ist auf dem Vormarsch
Die informative und kommunikative Verknüpfung ist im Gesundheitsbereich nicht mehr wegzudenken. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, wo sie derzeit Einzug hält: Ob bei der digitalen Patientenakte, die im Jahr 2021 kommen soll oder ganz aktuell mit den neu entwickelten Tracking-Apps, um Corona-Infizierte zu erkennen und zu informieren. Der virtuelle Arzt nimmt mit der Sprechstunde im Internet ebenso immer mehr Form an, Abstriche werden selbst getätigt und eingeschickt, das Rezept kommt per E-Mail.