Alte Menschen und Medikamente Teil 1

humanis-pflege.de: Medikamente im Alter- Fluch und Segen

Zur Arbeit des Pflegedienstes gehört es, auch die Medikamente für Pflegebedürftige bereitzustellen. In seiner Arbeit wird das Team des bundesweiten Pflegedienstes von HUMANIS immer wieder mit einem Problem konfrontiert, dass weder schön noch neu ist: Die Vielzahl der Medikamente, die ältere Menschen nehmen, haben unerwünschte Nebenwirkungen.  Sie können zu Demenz, Stürzen oder anderen Begleiterscheinungen führen. Damit dies nicht passiert, gibt es die sogenannte PRISCUS – oder wie sie international genannt wird: PIM – Liste.

PRISCUS Liste- was ist das?

Erstmalig in Deutschland haben Wissenschaftler eine Übersicht von Medikamenten vorgelegt, die für ältere Menschen ungeeignet sein können. Die PRISCUS Liste beschreibt mehr als 80 Wirkstoffe mit ihren möglichen Nebenwirkungen und „Unverträglichkeiten“ mit anderen Medikamenten. Zudem gibt Hinweise zu therapeutischen Alternativen, die für Pflegedienste, Ärzte und die Patienten selbst wichtig sind.

Warum ist diese PRISCUS – Liste so wichtig?

Gerontologe und Geschäftsführer von HUMANIS Adriano Pierobon gibt darauf Antwort: „Körper und Geist unserer Patienten werden im Alter reifer, aber auch anfälliger, besonders für chronische Erkrankungen. Nimmt man unsere bundesweiten Pflegeerfahrungen als Maßstab, nehmen Menschen ab 60 ca. 3-5 verschreibungspflichtige Medikamente und meist noch freiverkäufliche wie beispielsweise Schmerzmittel aus der Apotheke dazu. Die Crux dabei ist, dass viele Medikamente im Alter stärker wirken, da auch Leber und Niere nicht mehr ihre volle Leistung erbringen, die Nervenzellen empfindlicher sind und es in einem älteren Körper schlichtweg an Ausgleichsmöglichkeiten fehlt. Als Folge erleben wir bei unseren Patienten Beschwerden, denn manche Medikamente vertragen sich nicht gut miteinander. Dass diese Beschwerden auch Nebenwirkungen der Medikamentengabe sind, ist sicher nicht selten der Fall. Man erkennt sie eben nur sehr schlecht als solche, da ähnliche Beschwerden auch das Altern allgemein mit sich bringt. Ich rede hier von zum Beispiel von Schwindel, trockenem Mund, Übelkeit, Inkontinenz, Schlafstörungen, Stürzen oder Verstopfung. Die PRISCUS-Liste macht es uns als Pflegedienst und natürlich den betreuenden Ärzten leichter, diese Beschwerden richtig einzuordnen. Der kluge Umgang mit der Liste kann also unsere Patienten schützen und vor Schmerzen bewahren.“

Was kann man tun, um unnötige Nebenwirkungen zu vermeiden?

„Wir als bundesweiter Pflegedienst empfehlen unseren Patienten wenigsten einmal im Jahr die Medikationslisten gemeinsam mit ihrem Arzt kritisch durchzugehen“, sagt Adriano Pierobon. „Besser wäre es aus meiner Sicht jedoch, wenn der Kontrollprozess schon viel früher beginnen würde.  An den Studien zur Verträglichkeit von Medikamenten nehmen zum Beispiel Ältere oder Menschen mit alterstypischen Erkrankungen nur sehr selten teil. Die Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente werden also für diesen Patientenkreis nicht explizit untersucht. Zum Wohle unserer Patienten würde ich mir das jedoch sehr wünschen.“

Die PRISCUS-Liste kann man beim Bundesministerium kostenfrei bestellen und sich zuschicken lassen. Alternativ steht sie auch zum Download bereit: https://www.bmbf.de/pub/Medikamente_im_Alter.pdf

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