Reizblase, überaktive Blase, Dranginkontinenz: Das sind einige Namen für die zugegebener Weise unschönen Beschwerden, wenn Sie bei Stress, Husten oder Niesen unfreiwillig Urin verlieren. Das ist, entgegen dem persönlichen Empfinden allerdings nichts Ungewöhnliches. Blasenschwäche betrifft 1 von 3 Frauen im Alter von über 18 Jahren. Laut einer Studie des Robert-Koch- Institutes leidet jeder Dritte über 70 an Inkontinenz.
Bei über 50 % ist die Blase überaktiv und 20 bis 30 Toilettengänge am Tag die Regel. Abhilfe oder Linderung bringen schon einige Medikamente, allerdings führen sie auch zu unschönen Nebeneffekten. Daher lassen sich eher die medikamentenfreien Alternativen empfehlen.
Was macht die Blase reizbar?
Der ballonförmige Muskel meldet sich bei gesunder Funktion bei einem bestimmten „Füllstand“, sodass der Betroffene bei „Druckgefühl“ weiß, dass er zur Toilette gehen muss. Die Entleerung erfolgt über Nervenstränge, die mit dem Botenstoff Acetylcholin arbeiten.
Bei vielen Senioren entsteht im Alter eine Fehlfunktion, die zu einer Reizblase führen kann. Hier melden Rezeptoren in der Blasenwand eine vermeintliche Dehnung, obwohl die Blase noch nicht gefüllt ist. Ausschlaggebend kann dafür ein Fehlverhalten sein: wie z.B. zu häufige oder zu seltene Toilettengänge und dies über Jahre hinweg. Ein ständiger Drang, zur Toilette gehen zu müssen, ist dann die Folge und kann sogar zum Entleeren führen, bevor die Toilette überhaupt erreicht wurde.
Welche Medikamente helfen?
Medikamente, die für eine Erleichterung der Betroffenen sorgen sollen, beeinflussen die Nerven des Blasenmuskels. Diese sogenannten Anticholinergika hemmen die Nerven, die für die Reizsymptomatik verantwortlich sind. Die Wirkung der Acetylcholin Rezeptoren in der Blase wird so geschwächt und verringern den Harndrang.
Doch so einfach ist es leider nicht. Denn das Problem liegt in den Acetylcholin-Rezeptoren, die nicht nur in der Blase sind, sondern in mehreren Organen in unterschiedlichen Varianten auftreten. Das Acetylcholin steuert beispielsweise auch die Speicheldrüsen, den Magen-Darm-Trakt, das Herz und übernimmt im Gehirn wichtige Funktionen. Da ältere Menschen auf Medikamente empfindlicher reagieren, kommt es deshalb auch häufiger zu Nebenwirkungen.
Bei der Behandlung der Blasenschwäche ist deshalb auch das Nervensystem häufig betroffen. Wenn das Acetylcholin neutralisiert wird, wirken die Medikamente nicht nur in der Blase, sondern im ganzen Körper. Hierbei kann es bei anderen Organen zu unerwünschten Nebeneffekten kommen. Die äußern sich dann in Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen, Herzrasen und Erregung.
Welche Alternativen gibt es?
Für eine überaktive Blase sind nur sehr wenige Präparate geeignet. In der PRISCUS-Liste wird beispielsweise Trospium erwähnt, welches das Acetycholin abschwächen soll und von Senioren eingenommen werden kann. Auf Ratgeberseiten und in Fachzeitschriften ist einer der neuesten Methoden das Injizieren von Botulinum-Toxin, ein Nervengift, was beruhigend auf die Blasenwand wirkt und gerade bei älteren Frauen auf gute Resonanz stößt.
Meditation für die Blase?
Medikamentenfreie Methoden, die auch HUMANIS empfiehlt, sind Beckenbodenübungen und Verhaltenstherapien. Zu ihnen gehören Muskelentspannungsübungen. Sie beruhigen die Blase und verlängern die Intervalle zwischen den Toilettengängen zugunsten einer größeren „Reichweite“ und eines entspannteren Lebensgefühls.
Wirkstoff | Eingesetzt bei | Nebenwirkungen | Alternative Wirkstoffe |
Oxybutynin (nicht retardiert)
Oxybutynin (retardiert) Tolterodin (nicht retardiert) Solifenacin | Überaktiver Blase, Dranginkontinenz | Mundtrockenheit, Magen-Darm-Probleme, Schwindel und Benommenheit, Nachlassen der geistigen Fähigkeiten
EKG-Veränderungen (QT-Verlängerung) Mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen
Sturzgefahr! | Trospium |