Medikamente im Alter: Der Umgang mit Depressiva und Neuroleptika Teil 3

Es ist bei Senioren nicht unüblich, dass häufiger Beschwerden im Alter auftreten. Durch die Vielzahl der Medikamente, die ältere Menschen heutzutage einnehmen, ist es allerdings nicht unüblich, dass Nebenwirkungen auftreten. Stürze, Schwindel und Benommenheit zählen dazu.

Was kann unternommen werden?

Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, gibt es die sogenannte PRISCUS – Liste. In ihr haben deutsche Wissenschaftler eine Übersicht an Medikamenten zusammengestellt, die bei älteren Menschen zusammen mit anderen Medikamenten zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können.

Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente im Alter. Die Wirkung der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin werden bei älteren Patienten verstärkt und langsamer abgebaut. Zudem reagieren die Nervenzellen älterer Menschen empfindlicher auf Medikamente als in jüngeren Jahren. Das kann zur Folge haben, dass die Botenstoffe mit denen das Gehirn arbeitet, auch Auswirkungen an anderen Stellen im Körper haben können wie zum Bespiel im Magen-Darm-Trakt und dort zu Nebenwirkungen führen können. Wirkstoffe wie Fluoxetin können so zu Übelkeit, Schlafstörungen und Verwirrungen führen. Tranylcypromin sogar zu Hirnblutungen und Blutdruckproblemen. Die PRISCUS Liste zeigt hierzu Alternativen mit deutlich besser verträglichen Medikamenten wie Escitalopram und Sertralin.

Wie wirken Neuroleptika?

Auch Neuroleptika werden meist an Patienten mit psychischen Erkrankungen verschrieben. Bei älteren Patienten werden sie häufig bei Unruhe oder aggressivem Verhalten eingesetzt. Ähnlich wie Antidepressiva greifen diese direkt die Nervenzellen im Gehirn an und können Erregungszustände lindern. Da bisher nur teilweise bekannt ist, was genau im Gehirn passiert, müssen entsprechende Medikamente mit besonderer Umsicht eingesetzt werden, da besonders ältere Patienten unterschiedlich auf Neuroleptika reagieren.

Was ist an Neuroleptika problematisch?

Während bereits bei jungen Menschen schon bei Wirkstoffen wie Fluphenazin und Olanzapin zahlreiche Nebenwirkungen auftreten, sind diese bei älteren Menschen gravierender und erstrecken sich von unkoordinierten Bewegungen, Herzrasen bis hin zu Verstopfungen oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Diese sogenannten „anticholinergen Syndrome“ können bei älteren Patienten, bei denen Bewegungsstörungen ohnehin bekannte Alterserscheinungen sind, durch Neuroleptika zu gefährlichen Stürzen führen.

Welche Alternativen gibt es?

Da das Gehirn von Senioren anfälliger gegenüber oben genannten „anticholinergen“ Nebenwirkungen ist, sollten deshalb im Alter begrenzt eingesetzt werden. Dies trifft besonders bei älteren Menschen zu, die zu Demenz neigen. Dabei ist die Auswahl des Arzneistoffs ebenso entscheidend wie die Dosierung und bedarf kluger Abwägung. So ist das häufig eingesetzte Haloperidol im Alter in höheren Dosierungen problematisch, allerdings in einer niedrigen Dosierung und in einer kurzen Einnahmephase nicht. Da diese Entscheidung der behandelnde Arzt treffen muss, ist es wichtig, dass Pflegedienste wie HUMANIS und Ärzte eng zusammenarbeiten, denn manchmal muss die PRISCUS-Liste auch noch einmal extra vorgestellt werden.

Wo ist die PRISCUS Liste zu finden?

Zu empfehlen ist, die Medikationslisten wenigstens einmal im Jahr mit dem Arzt durchzugehen und bereits auftretende Nebenwirkungen zu besprechen. Eine andere Möglichkeit wäre es an Studien zur Verträglichkeit von Medikamenten teilzunehmen. Die vollständige PRISCUS Liste können Sie beim Bundesministerium kostenfrei bestellen und zuschicken lassen (Tel. 030 18 272 2720). Alternativ steht sie auch zum Download bereit:

https://www.bmbf.de/pub/Medikamente_im_Alter.pdf

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