Alte Menschen und Medikamente, DIE PRISCUS Liste und das Herz, Teil 5

Herzmedikamente

Das menschliche Herz ist ein Langstreckenläufer mit einer immensen Ausdauer. Im Laufe unseres Lebens schlägt es rund 3 Milliarden Mal und pumpt dabei stetig Blut durch unseren Körper. Im Alter nimmt die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels jedoch ab und mit dieser Entwicklung steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen. Abhilfe schaffen hier Herzmedikamente, doch ist bei manchen von ihnen Vorsicht geboten. Einige der Präparate sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen für Senioren ungeeignet.

Wie wirken Herzmedikamente?

Es gibt eine Reihe von Medikamenten zur Verbesserung der Lebenserwartung: Acetylsalicylsäure (ASS), Statine; ACE-Hemmer und Betablocker.

Ersteres (ASS) hemmt die Bildung von Blutgerinnseln in den Herzkranzgefäßen, da es sonst zu einem Gefäßverschluss kommen kann. Bei ASS gilt: Je weniger desto besser, da zu den häufigsten Nebenwirkungen dieses Präparats Magenschmerzen oder sogar Magenblutungen und Magengeschwüre zählen.

Statine werden bei erhöhten Cholesterinwerten eingesetzt und senken das schädliche LDL-Cholesterin. Muskelbeschwerden können als Nebenwirkung auftreten.

ACE-Hemmer verhindern die Bildung der gefäßschädigenden Substanz Angiotensin und schützen Gefäße und Herzmuskel. Falls es zu Nebenwirkungen wie trockenem Husten oder einer allergischen Reaktion kommt, wird als Alternative auch der AT1-Blocker verschrieben. Die Standartkombination aus diesen Medikamenten erhält die Pumpfunktion des Herzens und wirkt der Verkalkungen der Herzkranzgefäße entgegen.

Warum sind manche Herz-Medikamente problematisch?

Kommt zur altersbedingten Herzschwäche noch eine Herzrhythmusstörung hinzu, werden Präparate wie Chinidin oder Sotalol eingesetzt. Diese beeinflussen allerdings das biochemische Gleichgewicht der Körperzellen, was nicht von jedem Patienten gleichermaßen vertragen wird. Bei Senioren kann das zur Veränderung des Gehirn- und Nervensystems führen, da diese empfindlicher auf die Wirkstoffe der Medikamente reagieren. Hinzu kommt, dass die Leistungsfähigkeit der Leber und Nieren mit zunehmendem Alter schlechter wird und das führt zur verzögerten Verstoffwechselung und Ausscheidung der Medikamente. Dadurch können sich manche Präparate leicht im Körper anreichern, was letztlich beim Patienten zu unerwünschten Nebenwirkungen führt.

Welche möglichen Alternativen gibt es?

Mögliche Alternativen sind neben „modernen“ Medikamenten der Einsatz von Herzkathetern oder Schrittmachern, die den gravierenden Formen von Herzrhythmusstörungen entgegenwirken.

Um die Nebenwirkungen der Verschreibungen besser kontrollieren zu können, empfiehlt HUMANIS den Abgleich der Medikamente mit der Priscus-Liste und eine regelmäßige Konsultation beim Arzt inklusive der Einbeziehung des Pflegepersonals, wenn das möglich ist. Die PRISCUS-Liste steht hier auch zum Download bereit: https://www.bmbf.de/pub/Medikamente_im_Alter.pdf oder kann bestellt werden.

WirkstoffEingesetzt beiNebenwirkungenAlternative Wirkstoffe
Chinidin meist als Kombi-PräparatHerzrhythmusstörungen insbesondere VorhofflimmernÄltere Menschen sind anfälliger für Erregtheit, Traurigkeit und Wahnvorstellungen. Chinidin verträgt sich schlecht mit einer Reihe anderer Medikamente. Es könne Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und (andere) Herzrhythmusstörungen auftreten.Je nach individueller Situation: Betablocker, Kalziumblocker wie Verapamil oder Diltiazem, Amiodaron.
Flecainid

Sotalol

Herzrhythmusstörungen der Herzvorhöfe oder der HerzkammernDas Risiko von Nebenwirkungen ist im Alter erhöht. Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen sind sehr häufig und damit verbunden eine Sturzgefahr! Auch Traurigkeit, Angstzustände und Schafstörungen kommen häufiger vor, ebenso wie (andere) Herzrhythmusstörungen.Je nach Art der Herzrhythmusstörung:

Betablocker

Amiodaron

Propafenon

Digoxin, Acetyldigoxin, MetildigoxinHerzschwäche, HerzrhythmusstörungenÄltere Menschen sind empfindlicher gegenüber digoxinhaltigen Medikamenten. Nebenwirkungen können Schwäche, Unwohlsein, Schwindel sein. Auch hier ist die Sturzgefahr erhöht.

 

Vorsicht: Digoxin reichert sich mit fortgeschrittenem Alter leichter im Körper an.

Werden digoxinhaltige Medikamente wegen Herzschwäche eingesetzt, empfiehlt sich ein Ausweichen auf den Therapiestandard (ACE-Hemmer, Betablocker, Diuretika).

Ansonsten je nach Art der Herzrhythmusstörung: Amiodaron, Betablocker

 

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