Diagnose Einsamkeit: Was diesen Krafträuber lebensbedrohlich macht

Wir leben im Zeitalter der zunehmenden Einsamkeit. Das hat nichts mit „Selbstfindung“ oder anderen Rückzügen zu tun, sondern ist mittlerweile eine ernstzunehmende Erscheinung, die besonders Ältere und Pflegebedürftige betrifft, aber nicht nur.

Laut Manfred Spitzer, der diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet hat, gehen Empathie, Mitgefühl und das Miteinander in unserer Gesellschaft immer mehr zurück. Diese Einsamkeit macht Stress: Denn nachweislich werden Einsamkeit auslösende Gefühle im gleichen Hirnareal abgebildet wie Verbrennungsschmerzen. Die enge Verbindung zwischen Körper und Geist ist in diesem Fall alles andere als ein Geschenk. Studien der University of New York haben gezeigt, dass Einsamkeit unsere Langlebigkeit bis zu 70% reduzieren kann. Sie erhöht das Risiko eines Schlaganfalls oder einer Herzerkrankung um 30%. Es ist also nicht nur ein Gefühl, denn Einsamkeit strengt an und raubt (Lebens)–Energie.

Wie soll das gehen bei Pflegenotstand & Co.

Das Einzige, was wirklich gegen Einsamkeit hilft, ist menschliche Wärme, die durch echte Nähe entsteht. Aber wie soll das gehen bei Pflege- und Betreuungskräften, die oftmals unsere Sprache nicht ausreichend sprechen, um Nähe entstehen zu lassen, oder bei all dem Zeitmangel und der Überlastung der Pflegedienste? Wie soll Nähe ohne Zeit füreinander wachsen? Man kann es drehen und wenden wie man will, es trifft immer wieder die Schwächsten. Die Alten und Kranken, die sich eben nicht aus eigener Kraft per App mal eben zum nächsten Kaffeekränzchen beamen können.  Dabei hat ein Großteil der älteren Betroffenen noch erlebt, wie es in einer Gemeinschaft zuging. Man brauchte sich und sorgte füreinander, hat sich zum Spielen verabredet, einander regemäßig besucht und sich in die Augen geschaut. Es wurde gelacht und gefeiert, sich in den Arm genommen – Nähe war vorhanden. Doch die Zeiten ändern sich. Manche Freunde sterben oder verabschieden sich im Laufe der Zeit. Es wird so ruhig, bis wir uns einsam fühlen. Ein Gefühl, das tieftraurig macht. Doch das Herz weint nicht nur leise, es wird auch krank und der Lebenswille sinkt.

Eine Aufgabe, die alle etwas angeht

Es steht also eine wichtige Entscheidung an, die getroffen werden muss: Wie lebe ich und wie stelle ich mir den letzten Abschnitt meines Lebens vor?: In einer 1:1 Betreuung wie beim bundesweiten Pflegedienst HUMANIS, bei dem ich meine Pflegeperson kenne, sie die möglichst nicht ständig wechselt und mit der durch die Rund-um-die-Uhr-Betreuung wirkliche Nähe entstehen kann? Oder bei einem Pflegedienst, deren Mitarbeiter notgedrungen gehetzt das Wichtigste tun und keine Zeit für anderes haben? Mit ständig wechselndem Personal, mit Verständigungsschwierigkeiten, mit immer schlechter werdender Ausbildung?

Eine Entscheidung, die jeden Pflegebedürftigen betrifft, aber auch die Gesellschaft und die Politik. Letztere „arbeitet“ ja seit Jahren dran – leider ergebnislos. Denn der aktuelle Status quo, wie Mitmenschen hierzulande „betreut“ werden, ist weder für die Bedürftigen noch für die Pflegekräfte auch nur annähernd menschenwürdig.

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